Wer Eifeler Märchen liest, wird ins weite, einsame Land entführt. Bedrohliche Wälder lauern vor den Haustüren, das Brot reicht kaum für ein karges Mahl und mühevolle Arbeit diktiert den Tag. Doch es gibt Hoffnung: Oft wird ein Tier zum Freund, und wer bereit ist, mit ihm seinen Brei zu teilen, der wird reich. Einen Goldsack reich.
So verspricht es nicht nur „Die Unkenkönigin“. Auch andere Märchen versichern, der tierische Helfer sei nah, der Gottesglaube werde alles richten oder das Pichtermännchen eile herbei in der Not.
In diesen phantastischen Geschichten – so versichern die Geschichtsforscher – steckt ein wahrer Kern, denn die ganze Gefühlswelt spiegelt sich in Sagen und Märchen: Furcht, Grauen, Zorn, Wut, Kummer und Verzweiflung, aber auch Freude, Lust und Hoffnung.
Und immer wird klar unterschieden: Hier „Böse“, da „Gut“, hier Licht, da Finsternis. Das Gute kommt nicht immer „stark“ daher, aber es gewinnt. Optimismus blitzt auf und das Wissen: Am Ende wird alles gut.
„Die Welt, wie sie im Märchen aufgerichtet ist, ist nicht die Welt der Wunder und der Zauberer, sondern die der großen und letzten Gerechtigkeit, von der die Kinder und Völker aller Zeiten geträumt haben“, meint der Schriftsteller Ernst Wichert. Und das bedeutet, die Heerscharen von Feen, Zwergen, Riesen, Gnomen und Hexen haben nur eine Funktion: Sie beflügeln unsere Phantasie und nähren In eingängigen Bildern die Hoffnung auf eine bessere Welt.
Von derlei Trost kann der heutige TV-Konsument und der Leser gesellschaftskritischer Romane nur träumen: Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit wird tagtäglich enttäuscht. Nur die schlechte Nachricht bringt Quote. Schurken bevölkern Filme und Schlagzeilen, ganz gleich, wo sie sitzen: Im politischen Berlin oder am heimischen Dorfbrunnen.
Das muss anders gewesen sein, als das Wünschen noch geholfen hat. Über Jahrhunderte wurden Geschichten erzählt, die trösteten und hoffen ließen. Wir durften mit unserem Helden in verzauberte Königreiche reisen, die vom Bösen erlöst wurden, wenn er nur tapfer und entschlossen genug war.
Das macht nachdenklich: Vielleicht brauchen wir sie mehr, als uns bewusst ist, diese Geschichten von den wundersamen Wesen, die nur darauf warten, dass sie uns helfen dürfen. Und vielleicht sollten wir Filmen und Geschichten den Vorzug geben, die uns etwas schenken: Hoffnung und Happy End.