Ein Mann unter Frauen ist nichts wert

„Zwischen den Jahren“ ist für mich die Zeit des Stöberns und Ausmistens. Eigentlich will ich nur Staubwischen und Aufräumen, aber immer bleibe ich hängen an irgendeinem Gegenstand, frage, woher ich ihn habe, was er mir bedeutet und manchmal auch, ob ich ihn nicht einfach wegwerfen sollte.

Ich gebe zu: Wegwerfen fällt mir schwer. Schließlich hatte das Ding mal eine Bedeutung und sei es in der Kategorie der „aufgedrängten Bereicherungen“, womit ein wenig geschmacklos nutzlose Geschenke umschrieben werden können.

Gerade stand ich vor den Bücherregalen. Ich sah die Bücher von Dieter Kühn, mit dem ich grandios von der Startbahn Düren ins mittelalterliche Reich von Neidhard von Reuental gedüst bin. Ich nahm den Band „Auf der Zeitachse“ in die Hände. Und diese Achse hatte sich für mich völlig verzogen. Ich konnte nichts, wirklich nichts damit anfangen und habe es tatsächlich geschafft, das Buch zum Altpapier zu gesellen.

Anders war es mit Günter Herburgers „Flug ins Herz“, ein zweibändiges Mammutwerk über die Arbeit zu „Gastarbeiterzeiten“ und die Phantasien, auszusteigen – mit Herz und Phantasie.

Jetzt überlege ich, ob diese Passage heute noch aktuell ist.

Ein Mann, der in einer Fabrik unter lauter Frauen arbeiten muss, ist nichts wert, obwohl seine Lohngruppe, auch wenn er nur Hilfsarbeiter ist, nie so leicht, so gering werden kann wie die ihre. Aber er wird, wenn er derart unmissverständlich nicht einmal mehr unter Kollegen sein darf, auch von den Kolleginnen nicht geachtet.

Foto: Pexels

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