Sie waren ein merkwürdiges Paar, die Schriftstellerin George Sand und ihr Begleiter Frédéric Chopin (ja, genau, der Komponist). Den Winter 1838 verbrachten die Beiden auf Mallorca, lebten zunächst in Palma, um dann nach Valdemossa zu ziehen, in ein Bergnest, das damals wie das Ende der Welt erscheinen musste, abgeschieden und eigentümlich.
In ihrem Reisebericht „Ein Winter auf Mallorca“ nimmt George Sand bei der Beschreibung dieses „Paradieses“ kein Blatt vor den Mund. Arrogant und besserwisserisch beäugt sie das Leben der Bewohner, attestiert ihnen mangelnde Kreativität und wenig Sinn für ertragreiche Landwirtschaft und spart nicht mit ätzenden Kommentaren über den Alltag auf der Insel.
So offen, so unverschämt sind ihre Eindrücke, dass sie dem Leser noch heute den Atem verschlagen. Ab und zu regen die Skizzen allerdings auch zum Schmunzeln an, denn wer hätte gedacht, dass es vor fast 200 Jahren auf Mallorca, wo sich heute die Touristenbetten stapeln, kaum ein Zimmer für „Fremde“ gab.
Und so hat George Sand ihre Notlage beschrieben.
„Doch die Schwierigkeit, Unterkunft zu finden, machte uns bald zu schaffen, und wir sahen ein, dass die Spanier, die uns Mallorca als das gastfreieste und an Mitteln denkbar reichste Land empfohlen hatten, sich selbst sowohl als auch uns weidlich getäuscht hatten. Wir hatten kaum erwartet, in einer den großen europäischen Zivilisationen benachbarten Gegend keinen einzigen Gasthof zu finden. Was Mallorca im Vergleich zur übrigen Welt ist, hätte uns dieses Fehlen eines Absteigequartiers für Fremde sofort deutlich machen und es hätte uns veranlassen sollen unverzüglich nach Barcelona zurückzukehren, wo es immerhin einen schlechten Gasthof mit dem großspurigen Namen „Hotel des Quatre-Nations“ gibt.
Im Palma muss man 20 einflussreichen Personen empfohlen und angekündigt worden sein und seit mehreren Monaten erwartet werden, um hoffen zu dürfen, nicht unter freiem Himmel schlafen zu müssen. Alles, was man für uns zu tun vermochte, war, uns zwei kleine möblierte oder eigentlich unmöblierte Zimmer in einem üblen Viertel zu besorgen, wo die Fremden von Glück sagen können, wenn sie jeder ein Gurtbett mit einer Matratze, die so dick und weich wie eine Schiefertafel ist, einen Stuhl mit Strohgeflecht und als Nahrung Pfeffer und Knoblauch nach Belieben antreffen.
In weniger als einer Stunde konnten wir uns davon überzeugen, dass wir, sofern wir uns über diesen Empfang nicht entzückt zeigten, als flegelhafte Wirrköpfe scheel angesehen oder zum mindesten als Verrückte mitleidig betrachtet wurden. Wehe dem, der in Spanien nicht mit allem zufrieden ist. Mit der leichtesten Grimasse angesichts des Ungeziefers im Bett und der Skorpione in der Suppe zieht man sich tiefste Verachtung zu und erweckt allgemeine Empörung.“
Liebe Karin, WordPress hat dein Like unter meinen vorletzten Beitrag ( Montag mit Schwuchtel) gesetzt. Bist du so nett und überprüfst ob du es dort lassen möchtest. Danke und liebe Grüße Xeniana