Immer wenn ich die Kirche in Porto Cristo sehe, weiß ich, was meiner protestantischen Seele fehlt. Die Basilika strahlt Weiblichkeit aus. Anrührend die Madonna mit dem Kind auf dem First. Manchmal sitzt ein Vogel auf ihrem Heiligenschein, und fast jeden Tag umstrahlt der stahlblaue Himmel ihre Gestalt wie ein edles Gewand.
Maria mit dem Kind beherrscht auch den dreiflügeligen Innenraum der „Eglesia Mare de Déu del Carme“ und lädt dazu ein, ihr die Sorgen zuzuflüstern. Mitfühlend wirkt ihr Blick, bescheiden ihre Haltung. Ich kann verstehen, dass die Spanier vor allem zur Muttergottes beten.
Ihr Kirchenplatz könnte nicht schöner sein. Knorrige Bäume umfächern sie mit Grün, friedlich still ist es abseits des Lärms der Stadt. Manchmal sitzt eine Alte, das Kopftuch fest umschlungen, auf einer der Bänke vor den Toren. Oft spielen Kinder am Fuß des Platzes. Und gleich oberhalb der Kirche lädt ein Altenzentrum zu „Café con leche“ und zum „Menu del Dia“ ein, mit unschlagbar günstigen Preisen.
Ich frage mich, warum sich Luther gegen die Vorstellung von Maria als der göttlichen Königin gewandt hat, obwohl er selbst Marienpredigten hielt. Mir ist damit der weibliche Aspekt in der evangelischen Kirche geraubt worden. Vater, Sohn und Heiliger Geist – beim Anblick der Kirche in Porto Cristo weiß ich, was meiner suchenden Seele fehlt.


