Schön bist du, Kind des Mondes

Es ist ein Zauber um diese Christrose, die sich erst jetzt, lange nach Weihnachten,  aufgemacht hat zu blühen. Von zarter Schönheit hat sie sich als Blütezeit den Winter erwählt, und eigentlich schließt sie die ersten Blüten in den längsten Nächten ums Christfest auf.

Bei uns steht sie jetzt im Garten in voller Pracht – nicht weiß, wie die meisten ihrer Art, sondern zart lila sind ihre Blüten. Zwei Jahre lang hat sie nur ihre Blätter gereckt, uns keine Blüte geschenkt, dafür rückt sie jetzt um so kraftvoller ins kahle Gartenbild.

Und sie hat eine schöne Geschichte: Einmal im Jahr öffnen Gartenfreunde am „Tag der offenen Gärten“ ihre Tore. Auch wir ließen uns anlocken und wanderten mit der Besitzerin durch ihr Reich. Stolz zeigte sie uns die verschwenderisch angelegten Staudenbeete und wusste zu jedem etwas zu sagen.

Es war Juni, und als wir zum Reich der Christrosen kamen, sahen wir dort nur ein paar armselige Blätter, die sich unter die Sommerbüsche duckten. Wir hätten sie mit keinem Blick beachtet, wenn die Gärtnerin nicht gerade sie als Abschiedsgeschenk auserwählt hätte: Lächelnd überreichte sie uns einen Ableger.

Ein Geschenk, das ich erst jetzt zu schätzen weiß. Ich sage Danke mit Worten von Eduard Mörike, der sie zuerst „im fremden Kirchhof, öd‘ und winterlich“ gesehen hat:

„Schön bist du, Kind des Mondes, nicht der Sonne!
Dir wäre tödlich anderer Blumen Wonne,
Dich nährt, den keuschen Leib voll Reif und Duft,
Himmlischer Kälte balsamsüße Luft.“

 

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