Diese Steckrübe hat Charakter: Lila schimmernd mit grünlich-beigen Einsprenkeln und oval geformt, erinnert sie mich an eine Handgranate, zeigt auf jeden Fall sofort ihr deftiges Gesicht. Als ich sie jetzt im Supermarkt-Regal sah, dachte ich daran, dass ich sie noch nie gegessen hatte. Noch nie. Das musste sich ändern.
Also kam sie auf mein Schneidebrett, und mühsam begann die Arbeit. Hart ist das Fleisch und äußerst schneideunwillig. Viel Zeit zum Nachdenken: Lange war sie als Arme-Leute-Knolle verschrien. Im Hungerwinter 1916/17 galt sie sogar als Überlebensknolle und diente als Kaffee-Ersatz. 2017 hat der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt sie zum „Gemüse des Jahres“ geehrt.
So weit, so gut. Ich will sie praktisch erfahren und vor allem wissen, wie sie schmeckt. Unmöglich, dass ich das nicht weiß, schließlich ist sie eine einheimische Pflanze und könnte uns den Winter erheitern, wenn sie denn köstlich wäre.
Nun ja, ich habe ihr in einem Gemüseeintopf Gesellschaft verschafft mit Möhre, Kartoffel und Petersilie. Aber ehrlich gesagt, richtig geschmeckt hat sie mir nicht. Ich spürte auch nach dem Kochen Härte und wenig Aroma, erlebte sie widerspenstig und abweisend.
Jetzt wüsste ich gerne, ob jemand bessere Erfahrungen mit ihr gemacht hat. Und wenn ja, würde er oder sie für mich das Geheimnis lüften, wie ich sie zur Geschmacksexplosion bringen könnte? Ich sage schon mal Danke. Schließlich ist die Rübe noch bis Mai auf dem Markt und ganz im Trend, dem veganen, meine ich.