Wenn die Gardine Geschichten erzählt

Immer wenn ich die Straße hinunter gehe, sehe ich ein verfallenes Haus – seit 35 Jahren. Es trägt Risse und Schrunden, zeigt hier und dort offene Löcher, müde Steine.
Es waren diese Fenster, die mich jetzt darauf brachten, es genauer zu betrachten. Wie viel Geheimnis verbergen sie?
Noch immer hängen Spitzengardinchen vor dem Fenster – seit 35 Jahren – nicht einmal vergilbt sind sie. Aber noch immer verbieten sie den Blick ins Innere, das doch eine ganze Welt war voller Leben, irgendwann vor 35 Jahren.

Vielleicht hat Lao-Tse die Antwort

Ton knetend, formt man Gefäße.
Doch erst ihr Hohlraum, das Nichts, ermöglicht die Füllung.
Aus Mauern, durchbrochen von Türen und Fenstern, baut man ein Haus.
Doch erst sein Leerraum, das Nichts, gibt ihm den Wert.
Das Sichtbare, das Seiende, gibt dem Werk die Form.
Das Unsichtbare, das Nichts, gibt ihm Wesen und Sinn.

2 Gedanken zu “Wenn die Gardine Geschichten erzählt

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