Glück im Turnschuh

Still ruht der See, aber ich höre ihn hecheln. Auf ungelenken Beinen trabt er mir entgegen. Hölzern, kantig sind seine Bewegungen. Ein Strahl Sonne fällt auf das halblange, stahlgraue Haar, und, es ist nicht zu glauben, er lächelt: „Wenn ich mal einen Jogger sehe, der glücklich aussieht, fange ich es auch an.“ Der Satz, irgendwo aufgelesen, fällt mir ein. Und dieser Greis sieht glücklich aus: „Ich bin immer noch fit“, jubelt er mir mit leuchtenden Augen zu und rennt vorbei, hölzern, fast kantig.
15 Minuten später kommt er schon wieder. Er hat den See umrundet und rennt immer noch. 75, 80? Denke ich. Auf keinen Fall  unter 70. „Ich bin immer noch fit“, lacht er, und ich frage mich, ob ich mein Handy dabei habe, falls was passiert, so hölzern, kantig, wie er läuft.
Nach weiteren 15 Minuten ist er schon wieder da. „Ich bin immer noch fit.“
Und dann fällt es mir ein. Ach, richtig. Das Alter hat neue Bilder. Wie war das mit Dieter Hallervorden, bevor er für Till Schweiger „Honig im Kopf“ hatte? Da lief er den Marathonmann. Ob er dabei glücklich war, weiß ich nicht.
Aber ich schwöre: Der Alte am See sah glücklich aus, wenn auch etwas aufdringlich glücklich.          

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