Zu Hermann Hesse habe ich ein merkwürdiges Verhältnis. Als junge Redakteurin von Köln in die Provinz verbannt, ging ich nirgendwo hin ohne den „Steppenwolf“ unter dem Arm. Verloren und einsam fühlte ich mich in einer fremden Stadt, in der ich nicht sein wollte, die mir nichts sagte und nur Fluchtgedanken bescherte. Wie der Steppenwolf Haller, der die perfekt gepflegte Araukarie im Flur seiner Vermieter verachtete, nervte mich die wohlgeordnete Bürgerlichkeit ringsum. Der Steppenwolf gab mir Halt und Antwort.
Vor einigen Monaten habe ich das Buch noch einmal in die Hand genommen, runde 30 Jahre später. Es sagte mir nichts mehr. Die Sprache konnte mich nicht fesseln. Ich bin eine andere geworden. Aber Hesse ist der Alte geblieben. Einfach gut: