Im Hamburger „Museum für Kunst und Gewerbe“ ist die Ausstellung „Copy and Past – Wiederholung in der japanischen Kunst“ zu sehen. Gezeigt wird unter anderem auch das Bild „Die große Welle“ von Katsushika Hokusai (1760–1849).
Von Hokusai habe ich ein Gedankenspiel gelesen, das ich fasziniert finde und das mich zu dieser Frage gebracht hat: Würde es den Blick auf unser Leben und auf unsere Welt verändern, wenn wir – statt zu fürchten, dass das Alter müde und krank macht – an das Wachsen von Sensibilität, Achtsamkeit und Ausdrucksvermögen glauben könnten? Das sagt Hokusai dazu:
„Ich habe die Malerei geliebt, seitdem ich im Alter von sechs Jahren mit ihr bekannt wurde. Ich malte einige Bilder, die mir ziemlich gut erschienen, als ich 50 war, aber in Wirklichkeit waren alle meine Sachen nichts wert, bevor ich die 70 erreicht hatte. Mit 73 habe ich schließlich jede Seite der Natur erfassen können – Vögel, Fische, Säugetiere, Insekten, Bäume, Gräser, kurz, alles.
Wenn ich 80 bin, werde ich mich noch weiter entwickelt haben, und mit 90 werde ich die Geheimnisse der Kunst wirklich meistern. Wenn ich 100 Jahre alt werde, könnte man meine Kunst vielleicht als vollkommen bezeichnen, aber mein letztes Ziel werde ich erst mit 110 erreichen, wo dann jede Linie und jeder Strich voll Leben sein werden.“
Katsushika Hokusai: Der kunsttolle alte Mann
Aus Henry Millers Buch: Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch