Gleich zwei Stupser habe ich gebraucht, um dies zu schreiben. Zum einen bin ich Karfunkelfee begegnet, und sie hat mir ein paar gut gesetzte Takte geschrieben zu meinem Beitrag „Der Teufel mit dem Engelsblick“. Zum anderen fröne ich gerade meinem Neujahrsritual und staube die Bücherreihen ab. Dabei fällt mir einiges in die Hände, das ich vergessen hatte.
Gestern habe ich Peter Altenberg (1859-1919) aufgefangen, den ich jahrelang verehrte. Immer habe ich mir vorgestellt, wie er da sitzt in seinem Wiener Kaffeehaus, die Menschen ringsum beobachtet, noch eine Melange bestellt und seine Sekundentexte schreibt. Einfach und schnell.
„Wie schreibe ich denn?“, hat er gefragt. „Ganz frei, ganz ohne Bedenken. Nie weiß ich mein Thema vorher, nie denke ich nach. Man muss sich auf sich verlassen, sich nicht Gewalt antun, sich entsetzlich frei ausleben lassen, hinfliegen –. Was dabei herauskommt, ist sicher das, was wirklich und tief in mir war. Kommt nichts heraus, so war eben nichts wirklich und tief darin und das macht dann auch nichts.“
Schön, oder? Aber wir waren ja beim Karfunkeln. Hier ist ein Karfunkel-Textchen von Peter Altenberg:
Paradies
„Was möchtest du am liebsten von der Welt, Tioko?“
„Green bills cutted, Sir….“ (Geschliffene grüne Glasperlen.)
„Und?“
„And lila bills cutted, Sir….“
„Und?“
„And nothing, Sir…“
Glasperlenspiele sind zauberschön…
Liebe Alraune,
Ja, ich erinnere Kaffeehaus-Peter und sprach eine klare und unmittelbare Sprache. Später ist immer zu spät, sagte er einmal. Und ich würde antworten: was lange währt, wird endlich gut. Zwar Nicht von mir, doch ich bin davon überzeugt, dass sich im Leben das Passende sucht und findet, in den Momenten, in denen man das Ich auf Urlaub schickt.
Lieben Dank erst einmal. Irgendwie berührte mich diese alte Sage über die Entstehung der Fraukirch und wieder einmal fiel mir dabei auf wie wenige Rechte Frauen damals hatten. Wie sie männlichem Wohlwollen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren und selbst keine Bestimmungsgewalt über ihr Leben hatten. Es war das erste, das mir auffiel, als ich den Text las. Da ich thematisch mit Gleichberechtigung arbeite, mich versuche umfassend zu bilden, lese ich heute Texte „aus alter Zeit“ noch anders, mit schärferem Blick.
Das mir von meiner Umwelt künstlich mit Bibelweisheiten angezüchtete Selbstverständnis, beim Lesen solcher Sagen nicht vor Schmerz und Wut zu zucken, ist einer anderen Empfindlichkeit gewichen und die fühlt sich gesund an.
Peter Altenberg hat viele Sprüche und Zitate verfasst, durch diese kenne ich ihn.
Er hat ja echt einen Riesenbart. Wie isst man bloß Spaghetti mit sowas…? Oder Tomatencremesuppe?
Nun, diese Fragen wären jedoch schon wieder höchst despektierlich, Ahne ich düster.
Danke!
Für die Glasperlenzeit und diesen Beitrag hier. Es ist mir ein Vergnügen, dass Du nun bei mir mitliest. Deinen Blog kenne ich schon ein wenig länger, nun ist es schön, auch die Betreiberin dahinter kennenzulernen.
A bientôt und ein schönes We, wünscht Amélie Hauser alias Karfunkelfee✨
Ja, und mich hat berührt, wie wachsam du bist und zwischen den Zeilen liest und aufschreist und argumentierst, wenn du es siehst – das Unrecht. Mir ist das Schema so geläufig, dass es mich nicht einmal beunruhigt, sondern eingelullt hat. Danke nochmals fürs Aufwecken.