Manchmal gehen wir mit Pia essen. Sie ist 82 und liebt Lasagne vom Italiener, zart gegart muss sie sein, auf keinen Fall kross überbacken. Das kann sie nicht kauen. Dann plaudern wir über Gott und die Welt, wobei ihr ersterer besonders gefällt. Sie ist fromm auf tiefgründige Weise und doch skeptisch gegenüber den Ränken der Kirche und ihrer Fürsten.
Beim letzten Essen wurde sie unruhig, kaum war der Nachtisch verzehrt. „Kommt, wir müssen noch auf den Hügel“, sagte sie. „Die Sonne geht unter.“ Eher unwirsch zahlten wir und folgten ihr zum Burggemäuer. Wie beflügelt schritt sie voran – mit weiten Röcken und den derben schwarzen Schuhen, ohne die ich sie nie gesehen habe.
Heftig atmend erreichten wir das Plateau des Burgturms und waren sprachlos. Als wolle sich der Himmel öffnen, sahen wir dieses Bild. Glänzende Weite und eine Sonne, die sich in die Erde senkte.
Pia lächelte still. Sie muss es vorausgesehen haben, dieses Wunder – in genau dieser Sekunde.
Das ist wunderschön! Der letzte Abschnitt ist zauberhaft poetisch.
Liebe Grüße
Sylvia
Ich danke dir!