„Wer bin ich?“ ist die große Frage der Menschheit und Grundlage jeder Therapie. Für alle, die es leid sind, sich selbst dies immer wieder zu fragen, gibt es jetzt Rat von einer mir lieb gewordenen Internetseite „The School of Life“. Da drehen die Autoren einfach mal den Spieß rum und raten im nun beginnenden „Was-schenke-ich-wem-Weihnachtsspiel“: „Kaufen Sie dem Beschenkten etwas für sein besseres Selbst. Was möchte er sein?“
Als ich das las, war ich entsetzt: Ist es schon schweißtreibend zu überlegen, wer ich selbst bin, soll ich nun noch bei meinen Nächsten die tiefsten Wünsche erraten bzw. ihr wahres Selbst erkunden.
Im Vertrauen auf gute Ideen der Autoren bin ich sofort in ihren Shop gegangen und wurde bitter enttäuscht. Ich hatte die Wahl zwischen einer Leuchtschrift, die „Thank you“ verkündete, einem Abtrockentuch mit der Aufschrift „Cooking as Therapy“ und Karten, auf denen das Wörtchen „Calm“ prangt.
Was sonst noch im Angebot war, weiß ich nicht. Ich habe einfach nichts mehr erwartet, aber wieder eine Lektion gelernt: Sobald die Sinnsuche kommerziell wird, ist der Sinn dahin.

Du sagst es. Es gibt keinen bequemen Umweg. Das richtige Geschenk für das „bessere Ich“ muss man schon selber finden. Alles andere ist nur eine leere Geste. Wie die Buchstaben, die man sich ins Regal stellt, die „Home“ buchstabieren: Eine weitere Möglichkeit, aus der Sehnsucht Kapital zu schlagen.
„Aus der Sehnsucht Kapital schlagen“. Das hast du schön ausgedrückt, liebe Christine. Wie oft werden wir verführt, in diese Falle zu tappen.