So etwas wie Sehnsucht empfinde ich, wenn ich mir alte Puppenstuben anschaue. Wie liebevoll die Details ausgearbeitet sind. Das Material, die Farben und Formen, alles entspricht getreu den „großen“ Vorbildern. Die Puppenmama konnte sich in Gedanken auf ihr Stühlchen setzen und einen Kuchen servieren, der dem von Mama täuschend ähnlich sah. Wie viel Liebe in solch einem Arrangement steckt, können wir heute nur noch ahnen. Aber wir dürfen uns erinnern an den alten Blecheimer und die Silberlöffel, an Bahlsens Kekse und das lachende Baby auf der Zwiebackdose. Es war sicher nicht alles gut in der guten alten Zeit, aber vielleicht war es behaglicher – manchmal zumindest.

Süss, wie wahr!
Das geht mir ganz ähnlich bei dem Anblick dieser Puppenstuben: Ich empfinde etwas wie Rührung und Sehnsucht nach einer heilen Welt, die so heil gar nicht war, jedenfalls nicht in meiner Kindheit, oder zumindest nur von außen betrachtet. Ich sehe ein kleines Mädchen, das mit ordentlichen Zöpfen und sauberem Kleidchen, völlig versunken in sein Spiel, vor der Puppenstube kniet, ich sehe aber auch „Zucht und Ordnung“, Schelte und Strafe, „wenn sie ohne Lärm zu machen still sind bei den Siebensachen“ (Struwwelpeter) und schon ist es vorbei mit der Rührung…es bleiben hübsche kleine Gegenstände mit liebevollen Details…und mehr nicht, Schluss mit der Nostalgie, es lebe die Realität!
Du hast ja recht, liebe Angelika, es war nicht so niedlich, wie es scheint. Und doch berührt mich die Präzision der Arbeit, diese Liebe in den Kleinigkeiten. Es scheint, als sei jedes Brettchen lustvoll gesägt und bemalt worden. Und auch bei den Großen – wie oft habe ich „Modernisierungen“ an Häusern gesehen: Da wurden einach Stahlträger über Fensterbögen gespannt, weil es einfach zu viel Arbeit gewesen wäre, einen neuen Steinbogen präzise zu mauern. Vielleicht haben wir an Sensibilität verloren, zumindest und das ganz gewiss aber an Geduld.