Es gibt Gebäude, die haben Magie: Das Kraftwerk in Heimbach ist 1905 entstanden, zu einer Zeit, als die Elektrizität als Wunder gefeiert wurde. Noch heute sind die Turbinen gewienert, das Messing glänzt, die Wandlampen erstrahlen. Jugendstil adelt die Räume und über das geschwungene Dach recken sich Türme, die an den Zauber des Orients erinnern.
Im Sommer schweigen die Turbinen für einige Tage, dann erklingt zum Beispiel die „Elegie Nr. 1“ von Franz Liszt für Violoncello und Klavier, denn das Kammermusikfestival „Spannungen“ verwandelt das Kraftwerk in einen der schönsten Konzertsäle der Welt. Die Zuhörer lauschen Weltklassekünstlern wie der Geigerin Isabelle Faust oder dem Pianisten Lars Vogt, der die Festival-Idee hatte. Und draußen zwitschern die Vögel mit Mozarts Klarinettenkonzert um die Wette.
Jetzt im September ist es still am See. Die Turbinen stampfen ihren Takt, es nieselt, das Kraftwerk versteckt sich hinter Büschen. Und nur selten kommt ein Spaziergänger vorbei, der sich noch daran erinnert, dass es eine Zeit gab, in der die Technik mit Palästen geehrt wurde – in tiefer Bewunderung.

Bei dem Konzert wäre ich gern dabei gewesen. Schade, dass wir hier in Köln nix davon mitkriegen…
„Spannungen“ finden jedes Jahr statt. RWE hat gerade heute wieder Zuschüsse garantiert. Trotz mieser Finanzlage. Ich werde dir im nächsten Jahr rechtzeitig Bescheid geben. Dann bestelle ich Karten. Ist auch ein bisschen kompliziert daran zu kommen.
Schon komisch. Das Foto da kommt einem Bild ganz nahe, das ich seit Jahren in mir trage: So muss es für den Ich-Erzähler in Hesses „Zyklon“ ausgesehen haben: die Mühle im Tal; die er den halben Tag lang „stalked“, weil dort seine Angebetete wohnt, bevor er nach Hause geht und den Sturm erlebt.
https://tokaihtotales.wordpress.com/2015/10/29/kastanien-iii/
Ist das schön, das zu lesen, lieber Bludgeon. Ich mache mich sofort an „Zyklon“. Danke für die Zeilen.